Presse
Die Pläne für „Papa Rhein“ – 7 Fragen an Jan Bolland
„Papa Rhein“ ist das ehrgeizigste Hotelprojekt im Welterbe-Tal. Investor Jan Bolland steckt rund 16 Millionen Euro in das Haus mit dem ungewöhnlichen Namen und dem hohen Design-Anspruch. Das 108-Zimmer-Hotel soll ein jüngeres und urbanes Publikum an den Mittelrhein locken. Wenn es nach Bollands Familie geht, bleibt es nicht dabei: Auch am Oberweseler Günderodehaus könnte irgendwann gebaggert und gebaut werden. 7 Fragen an einen Hotel-Unternehmer neuen Stils.
Eigentlich sollte das „Papa Rhein“ in diesem Sommer eröffnen. Wann geht es wirklich los?
Der Baustart war geplant für März 2018. Dann gab es doch noch viele Punkte, die im Detail mit der Stadt, den städtischen Gremien und auch bei uns zu klären waren. Jetzt läuft es auf der Baustelle, wenn auch mit einem Jahr Verspätung. Aber wir sehen das sehr konstruktiv. Die Plantiefe vor Baustart war dadurch enorm, das hilft uns in der Qualität am Bau und ist auch gut für eine rasche Fertigstellung. Einiges konnte in der Zwischenzeit nochmals gründlich untersucht und angepasst werden oder hat sich bewährt. Das gilt auch für den Hotelnamen „Papa Rhein“. Es gab viel negatives Feedback aus der Binger Region. Wir haben das sehr ernst genommen und uns nochmals ganz intensiv mit unserem Konzept und der Marke auseinandergesetzt. Dabei sind wir zum gleichen Ergebnis gekommen. „Papa Rhein“ ist genau das was wir in Bingen verkörpern wollen: Ein junges, etwas schräges, aber herzliches Wohlfühl-Design direkt am Rhein. Und wir sind überzeugt, dass es gut ankommen wird. Die Nachfrage ist jedenfalls jetzt schon enorm.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Stadt Bingen?
Das Team um Oberbürgermeister Feser ist sehr hilfsbereit und versucht im Rahmen seiner Möglichkeiten alles zu tun, was dazu beiträgt, dieses Hotelprojekt schnell und gut umzusetzen. Mehr kann man sich nicht wünschen. Natürlich wurden in der Presse auch ein paar „schiefe Töne“ aus den Gesprächen mit dem Stadtrat bzw. Bauausschuss reflektiert, aber das ist doch letztlich ganz normal und gehört dazu. Wir wollen das bestmögliche Produkt für diesen wunderbaren Standort kreieren, und die Stadt möchte das auch.
Hinter dem Projekt steht dein Unternehmen „Urban Stay Hotels“. Das klingt nach einem größeren Plan. Soll „Papa Rhein“ der Anfang einer Kette von Hotels sein?
Derzeit betreibt die Urban Stay Hotelmanagement GmbH das Klosterhotel Marienhöh in Langweiler/Hunsrück. Ein Familienhotel, das gerade um neun wunderschöne Chalets erweitert wird. Darüber bin ich nach dem Verkauf des Hotels BollAnts in Bad Sobernheim auch persönlich mit dieser Gesellschaft weiter in Kooperation für das Wellnesshotel tätig. Weitere Projekte sind derzeit im Gespräch, aber noch nicht spruchreif. Im Moment konzentrieren wir uns daher ganz auf das „Papa Rhein“. Dennoch freuen wir uns über jeden Kontakt, denn tolle Lagen für spannende Hotelprojekte sind rar.
Wie würdest du das Konzept beschreiben? Geht es um eine Art „Motel One“ oder „25 Hours“ für ländliche Regionen?
Im Vordergrund steht natürlich, aus diesem ganz tollen Platz am Rhein ein Erlebnishotel zu machen, das das „Binger Drumherum“ entsprechend würdigt und einen gewissen Coolness-Faktor garantiert. Wir wollen deutlich mehr Service- und Ausstattungsqualität bieten als ein Budgethotel. Wir haben uns aber auch zum Ziel gesetzt, die Ausstattung nicht wieder so umfangreich und aufwendig zu gestalten wie in einem Spahotel. Denn das schlägt sich natürlich am Ende auch wieder im Übernachtungspreis nieder.
Das Konzept lässt sich, glaube, ich ganz gut mit dem Wellnesstrend, mit dem ich mit meiner Schwester vor knapp 20 Jahren gestartet bin, vergleichen: Damals gab es noch wenige Hotels in der Größenordnung mit Saunen, Pools und Ruheraum, und schon gar keins mit Sternelokal in der Region. Heute gibt es einen analogen Trend: Statt Wellness steht heute im Mittelpunkt, das urbane Leben im Hotel widerzuspiegeln. Es soll zum Schmunzeln anregen, Sehnsüchte wecken, Erlebnis sein, aber eben auch angebunden sein an die Region und irgendwie außergewöhnlich. Der Gast kennt sich heute viel besser aus als noch vor 20 Jahren. Daher liegt das Interesse vor allem darin, etwas Neuartiges zu bieten. Und das lässt sich unserer Meinung nach am besten verkörpern, in dem man kein zu ultrahippes Design gestaltet, sondern auch regionale Elemente mit reinpackt. Zum Beispiel solche, die einfach nur nach Rheinhessen passen.
Eine Studie hat ergeben, dass dem Mittelrheintal rund 3000 Hotelbetten fehlen. 2029 kommt die Buga. Planst du bis dahin noch weitere Projekte im Welterbe-Gebiet?
Unser neues Hotel in Bingen soll wieder etwas ganz Besonderes werden und braucht die ganze Aufmerksamkeit unseres Projektteams. Wir machen solche Hotels, weil es uns Freude macht und haben keinen Zeitdruck. Aber für die Zukunft sind wir sehr offen, was die Entwicklung neuer Standorte betrifft. Das „Papa Rhein“ darf da ruhig als „Business Proof“ gesehen werden – daran möchten wir uns gern messen lassen für zukünftige Vorhaben. Ob in Langweiler oder in Bad Sobernheim – wir haben an diesen Standorten in den letzten 10 bis 15 Jahren insgesamt mehr als 30 Millionen Euro investiert. Aber wir lassen uns die nötige Zeit, damit die Hotels auch gut werden. Das BollAnts und Marienhöh sind im Jahr 2018 jeweils mit dem „Holidaycheck Award“ für besonders viele gute Bewertungen ausgezeichnet worden. Das spricht ja auch für sich.
Deiner Familie gehört auch das Günderodehaus bei Oberwesel. Wie geht es damit weiter?
Das Günderodehaus ist ein ganz außergewöhnlicher Ort mitten im Weltkulturerbe Mittelrheintal. Entsprechend werden alle Maßnahmen wohl überlegt und sanft, der Umgebung angemessen, umgesetzt. Im vergangenen Jahr wurde der Innenbereich neugestaltet, und 2018 hat natürlich wetterbedingt wieder eine fabelhafte Saison hervorgebracht. Derzeit gibt es Überlegungen, das Gastronomieangebot um Übernachtungsmöglichkeiten zu erweitern. Ursprünglich gab es die Idee, ein Hotel mit ca. 25 Zimmern zu bauen. Alternativ ist nun im Gespräch, ein drittes „Chaletdörfchen“ neben den Bad Sobernheimer Heimatlodges und den Hunsrücker „Marienhöh Chalets“ zu gestalten. Das ist ergebnisoffen.
Abgesehen vom Günderodehaus und dem Standort des „Papa Rhein“: Welche Lokale und welcher Aussichtspunkt würdest du am Mittelrhein besonders empfehlen?
Es gibt an vielen Punkten im Mittelrheintal eine ganz Reihe von lohnenswerten Zielen. Die Highlights erschließt man sich am besten ganz individuell bei einer Etappenwanderung auf dem RheinBurgenWeg oder auf der gegenüberliegenden Seite auf dem Rheinsteig. Es ist Genuss mit allen Sinnen, denn auch das kulturelle Angebot im Mittelrheintal mit seinen wunderschönen Kirchen und Burgen macht einen Besuch immer wieder lohnenswert.